Villa Wieser mit Dorfbrunnen

Kultur in Herxheim

"Kunst gibt nicht das Sichtbare wieder, sondern Kunst macht sichtbar" (Paul Klee)

Brotweihe

Jahrhundertealter Brauch

Laurentiusbrotweihe

Großes Unheil war im Jahr 1666 über Herxheim gekommen: Die Pest wütete im Dorf und raffte die Bewohner dahin. Zur Seuche gesellte sich der Hunger. Wegen der Ansteckungsgefahr war der Ort jedoch unter Quarantäne gestellt – niemand durfte Herxheim verlassen, und auch von außen durfte niemand den Ort betreten. So gingen bald die Vorräte aus und ein Ende der Pest war nicht in Sicht.

In dieser schlimmen Notlage erfuhren die Herxheimer eine nie dagewesene Hilfe von den Nachbargemeinden im Norden und Nordosten, v. a. von Ottersheim. An der Banngrenze in der Gewanne "Finsterfeld“ stellten deren Bewohner Körbe voller gebackener Brote und anderer Lebensmittel ab, wo die Herxheimer sie abholen konnten. Diese wohltätige Hilfe rettete wohl vielen Herxheimern das Leben, vielleicht rettete sie sogar den ganzen Ort vor dem Untergang.

In dieser Zeit, in der menschliche Hilfe nicht mehr möglich schien, flehten sie zu Gott um Rettung aus der Not und gaben das Versprechen alljährlich den hilfsbereiten Nachbarn geweihtes Erstlingsbrot zu bringen. Nach Ende der Seuche erfüllten die Herxheimer ihr Versprechen: Das Brot, das sie von nun an alljährlich den Nachbargemeinden brachten, nannten sie Laurentiusbrot. Angelehnt ist dies an den heiligen Laurentius, der im 3. Jahrhundert in Rom Brot an die Armen verschenkte.

Noch heute wird am Sonntag nach dem Namenstag des heiligen Laurentius (10. August) der Festtag begangen. Frühmorgens wird ein Brotwagen auf den Kirchberg gestellt, im Laufe des Vormittags füllt er sich mit gespendeten Broten. Der Pfarrer weiht in einer feierlichen Zeremonie, der Laurentiusbrotweihe, die abgelegten Brote. Um 12 Uhr setzt sich unter Klang der großen Glocke der vollbeladene Wagen, gezogen von zwei Pferden in Bewegung. Pfarrer, Ministranten und Hunderte von Herxheimern folgen dem Wagen hinaus in die Gewanne "Finsterfeld". Dort warten schon zahlreiche Bewohner der umliegenden Orte auf die Herxheimer Karawane und eine freudige Verteilung der Brote beginnt.

Welch hoher traditionelle Stellenwert dieser Brauch bei den  Herxheimern hat,  zeigt die Tatsache, dass selbst die Kriegsjahre diesen Brauch nicht haben einschlafen lassen.
 
2013: Artikel mit Fotos in der Trierer Bistumszeitung Paulinus vom 25.08.2013